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So. 11.10.09
11.15 Uhr
Veranstaltungsort
Brettlbühne

Hans Jürgen Gündling liest

Max Herrmann-Neiße (1886-1941)

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Der 1886 in der alten oberschlesischen Bischofsstadt Neiße geborene Lyriker, Novellist und Romancier, der seinem Namen den der Stadt anfügte, schrieb im britischen Exil:
"Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen,/ Die Heimat klang in meiner Melodie,/ Ihr Leben war in meinem Lied zu lesen,/ Das mit ihr welkte und mit ihr gedieh./ Die Heimat hat mir Treue nicht gehalten,/ Sie gab sich ganz den bösen Trieben hin,/ So kann ich nur ihr Traumbild noch gestalten,/ Der ich ihr trotzdem treu geblieben bin."
Max Herrmann-Neiße wählte nach seinen Studien in Breslau und München das entbehrungsreiche Dasein eines freien Schriftstellers; zudem litt er an einem "körperhaften Mißgeschick", das er immer wieder als eine gesellschaftliche Ächtung empfand, die seine Lebensgefährtin Leni Gabek zu mildern suchte. Mit ihr siedelte er 1917 nach Berlin über - seine wohl glücklichste Zeit. Hier spielte er mit in seinem einzigen Theaterstück "Albine und Aujust", in Filmen von Karlheinz Martin und als Rezitator eigener Gedichte in Trude Hesterbergs "Wilder Bühne". Mit den Malerfreunden Ludwig Meidner, Heinrich Zille und vor allem Georg Grosz durchstreifte er die Puffstraßen, Kaschemmen und Likörstuben des "lasterhaften Berlin", und mit den Stars der Berliner Kabaretts, wie Claire Waldoff, Paul Graetz, Willi Schaefer, Ilse Bois, Karl Valentin und Liesl Karlstadt verbrachte er die Nächte in den einschlägigen Künstlerkneipen.
Herrmann-Neiße erhielt den Eichendorff-Preis (1914) und den Gerhart Hauptmann-Preis (1927). Doch moralisch schwach wie der Alte von Agnetendorf war, wurde er nicht. Er wußte, wo sein Platz 1933 war: bei denen, die Adolf Hitler verfolgte. Dabei blieb ihm im englischen Exil die Einsicht nicht versagt, "daß Opposition nirgends beliebt ist. Daß es eine international einige Ablehnung grundsätzlicher Störenfriede gibt. Eher läßt man den erfolgreichen Verbrecher gelten, der die Macht erobert hat, als daß man einem machtlosen Empörer aus Überzeugung, einem anhanglosen Freiheitskämpfer, Gerechtigkeit widerfahren läßt."
In einer literarischen Collage erinnert der Kölner, in Lüneburg lebende Schauspieler Hans Jürgen Gündling an den von Alfred Kerr hochgelobten Dichter, in dem Else Lasker-Schüler eine Seelenverwandschaft sah.
Veranstalter: Kulturforum


 

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