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Zur Topographie einer Hölle - Reportagen der UnterWeltstädte
Walter Mehring, einer der interessantesten und unbequemsten Autoren der 20er und 30er Jahre, war nach dem Kriege "kein vergessener, sondern ein ungedruckter Autor" (Eberhard Adamzig). Vielmehr noch - er war ein ungelesener Autor. Vergessen, zum Leben "in den kleinen Hotels" verdammt, nur davongekommen, was "man uns nie verzeihen wird" (so Mehring), ist er ein Meister des Wortes, der an jeder Silbe wieder und wieder feilte; dessen Lyrik von Kollegen wie Kurt Tucholsky hoch geschätzt wurde, und der neben Gedichten und Chansons, Reportagen und Erzählungen, auch vier großartige Romane schrieb. Sein letzter Roman "Topographie einer Hölle" erlitt sein Schicksal vor der Veröffentlichung: Das Manuskript ging auf Mehrings Weg ins Krankenhaus verloren. Die, anhand der handschriftlichen Erstfassung, rekonstruierten Kapitel schildern ergreifend Berlin, Paris, Wien und Marseille als Unter-Weltstädte auf seiner Flucht vor den Nationalsozialisten. Der Roman beschreibt, wie Walter Mehring im Internierungslager Camp de Saint Cyprien landet, fliehen kann, um endlich durch die Hilfe von Varian Fry und das Emergency Rescue Committee nach Amerika zu gelangen. Die "Topographie einer Hölle - Reportagen der Unter-Weltstädte" ist eine eindringliche und fesselnde Innenansicht eines Flüchtlings vor der Barbarei.
Der Autor Walter Mehring, Lyriker, Essayist, Erzähler, Dramatiker und Übersetzer, wurde 1896 in Berlin geboren. Mehring gehört zu den Gründern des “Politischen Cabarets“ in Berlin und schrieb u.a. Texte für Max Reinhardts Kabarett “Schall und Rauch”. Seine von Tucholsky gerühmten Gedichte, Lieder und Chansons machten ihn früh berühmt - und verhaßt: viele seiner Bücher landeten am 10. Mai 1933 auf dem Scheiterhaufen. Walter Mehring entging seiner Verhaftung durch die SA nur knapp, emigrierte erst nach Paris, dann nach Wien und erneut nach Paris. In dieser Zeit entstanden die beiden Romane "Müller. Chronik einer deutschen Sippe" und "Die Nacht des Tyrannen". Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen floh er nach Südfrankreich. Dort wurde er 1939 interniert, konnte aber 1941 mit Hilfe von Valerian Fry in die USA entkommen. Nach dem Kriege kehrte Walter Mehring nach Europa zurück. In Deutschland nicht mehr zu Hause, ging er erneut ins Exil - in die Schweiz. Am 3. Oktober 1981 beendete der Tod in Zürich seine Emigration.
Der Hamburger Theaterregisseur und Rezitator Sven J Olsson liest.
Veranstalter: Kulturforum